Die NORIS


Nürnberg City


Die Stadt hat überlebt. Innerhalb der alten Stadtmauern haben die Häuser wie Bollwerke die Zeit und alles andere überdauert. „Die Noris“, wie der alte Stadtkern liebevoll von seinen Bewohnern genannt wird, ist mit einer bewehrten Mauer vollständig umschlossen. Die mittelalterliche Verteidigungsanlage gepaart mit Zäunen und Schotts aus dem Industriezeitalter lassen auf die unendlichen Anstrengungen schließen, die aufgebracht wurden, um Nürnberg zu einem einigermaßen lebensfreundlichem Pflaster zu machen: Ein Ring aus altem Stahl und noch älterem Stein hüllt die Stadt nun vollkommen ein. Die anderen Stadtteile wurden zerstört, sind verfallen und fast völlig verwaist.

 

Die Überlebenden nutzen die vorhandenen Möglichkeiten der Altstadt aus und bauen auf Altbewährtem eine neue, post-apokalyptische Zivilisation. Man kriecht wieder aus den Tunneln unter dem Stadtkern, öffnet den großen Bunker im Burgberg und beginnt mit dem nackten Kampf ums Überleben. Doch dieser lässt den Mensch zur kreativer Höchstform auflaufen. Der Nürnberger wäre kein Kind der Noris, könnte er sich nicht mit Handel über Wasser halten und sogar Reichtum anhäufen. Die Häuser werden zum Hort für allerlei Brauchbares und der Hauptmarkt überschwemmt von Händlern, Karawanen und Trecks – Bilder, die an die goldene Zeit der einstigen Reichsstadt erinnern.

 

Parallel zur Entwicklung des Handelswesens bildete sich auch wieder eine religiöse und politische Plattform. Etwas verklärt und wahrscheinlich verwirrt durch den Geist der neuen Zeit wurden alte Werte mit noch älteren vermischt. Die alteingesessenen Machtinhaber Nürnbergs die den Fallout überlebt haben, beschließen nach der bewährten Herz-Hand-Hirn-Theorie einen Stadtrat zu gründen der aus den Hinterbliebenen von Tucher, Diehl und der Datev besteht.

Diesen Institutionen und deren Wissen ist es zu verdanken, dass sich sofort nach der Öffnung des Bunkers eine Gruppe ultralokalpatriotischer Mittelfranken auf den Weg nach Wien macht, um die Reichskleinodien zurück in die Heimat zu holen. Dieser chirurgische Erstschlag ist erfolgreicher, als erwartet und seither befindet sich der einstige Reichsschatz wieder an seinem rechtmäßigen Platz.

 

Der Reichsschatz besteht aus:

•Der Deutsche Königskrone

•Der Kaiserkrone Karls des Großen

•Dem Reichsapfel

•Der heiligen Lanze

•Dem Krönungsmantel

•Dem Königszepter

•Dem Kaiserzepter

•Dem Kaiserlichen Zeremonienschwert

•Dem Vortrageschwert

•Den Krönungshandschuhen

•Den Krönungsschuhen

 

Den Anführer dieser Operation, einen gewissen Sebastian Ludwig Bach, macht man aus Dankbarkeit zum Kaiser von Nürnberg und verleiht ihm den Beinamen „der Große“. 

Der Kaiser von Nürnberg erhält die Kaiserkrone, das Kaiserzepter, den Krönungsumhang und das Zeremonienschwert. Seither spricht man in der Noris auch vom Herrschergeschlecht der Neo-Karolinger. 

 

Die übrigen Reichsinsignien werden im Stadtrat verteilt: Tucher erhält den Reichsapfel, Diehl die Heilige Lanze, Datev die Deutsche Königskrone, Schöller das Königszepter, Staedler das Vortragsschwert, MAN die Krönungsschuhe und Semikron die Krönungshandschuhe.

 

Heute regiert Hubertus der Große, ein Enkel Sebastians der Großen die Noris und wacht in der Kaiserburg zusammen mit dem Stadtrat über das emsige Treiben in der neuen-alten Handelsmetropole.

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Hachja, die Jugend. Wild, unvorsichtig, ungestüm und ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn das mal nicht charmante Tugenden sind. Sind sie nicht.

Die junge Generation der freigeborenen Patrizierfamilien ist ein Haufen von arroganten, überheblichen und völlig von Moral befreiten Atzen. Wo ihre Väter und Mütter noch unter dem Aufbringen gewaltiger Opfer versuchten, die Noris zu einem Bollwerk von Ordnung und Zivilisation im Ödland zu machen, da sehen die Patrizier der Zukunft die Noris eher als einen großen Spielplatz, auf dem man, solange man ein paar hundert Chids in der Tasche, ein paar Seidla im Gesicht und ne Packung Bumbum unter der Lippe hat, mit dem Herumwedeln des Freibürgerscheins allerhand Unfug anstellen kann.

 

Zum Beispiel, und diese Mode hält sich jetzt schon länger, als allen lieb ist, kann man sich mit Zugang auf exotische Drogen und Luxusgüter aus Minga, weil der Einfuhrkontrolldienst der VAG niemals das Gepäck eines Patriziersohnes anrühren würde, so ziemlich jede Schichtlerbande der Noris kaufen und als persönliche Schläger, Schutzgelderpresser oder einfach nur Unterhaltungstruppe nutzen.

Der Patrizierrat unternimmt nichts, denn niemand kann auf das Kind seines Gegenübers zeigen, ohne dass seine eigene Brut ins Kreuzfeuer geraten würde. Hubertus ahnt nicht, wie schlimm die Zustände auf den Straßen der Noris wirklich sind, der Rat spielt die Ränke seiner Kinder runter so gut er kann. Nur die VAG kämpft sich ab und bricht sich dabei fast den Hals, wenn einmal mehr zwei Banden aufeinander prallen um irgendwelche territorialen Ansprüche zu verteidigen, die nur in den Köpfen der jungen Patrizier existieren.


Trinkwasserversorgung

Die Noris, ehemals als Nürnberg – Stadt der Brunnen bekannt, verfügt auch Jahre nach dem Fallout (wieder) über eine ausreichende Trinkwasserversorgung, auch wenn die ehemals stolze Bengatz zu einem verseuchten, stinkenden, schlammigen Strom verkommen ist, der lediglich als Transportweg und Kanalisation genutzt werden kann.


Etwa 3km nordöstlich der Stadtmauern liegt das ehemalige Klärwerk Maximilianstraße, dass nun als Wasseraufbereitungsanlage Wasser-Max umfunktioniert wurde und stets an den Grenzen seiner Kapazitäten läuft, um die stetig wachsende Bevölkerung der Noris ausreichend mit Trinkwasser zu versorgen. Komplikationen oder gar ein Ausfall der Anlage würden zu einer absoluten Katastrophe führen.


Doch das ist nicht das einzige Problem: Das Max liegt außerhalb der Stadtmauern auf halben Weg zwischen der Noris und dem Tumor. Einmal pro Woche bricht ein bis an die Zähne bewaffneter und von einer kleinen Diehl-Armee begleiteter Zug aus Tankwagen auf, um das kostbare Nass von der Maximilianstraße bis auf den Hauptmarkt zu schaffen, wo die Bevölkerung mit Kanistern, Eimern und Kannen beladen, schon seit den frühen Morgenstunden auf die Ankunft der Wagen wartet.


Da der Tumor selbst über keine eigenen Wasseraufbereitungsanlagen verfügt, sind Überfälle, Blockaden und Hinterhalte vorprogrammiert und erleichterter, tosender Jubel hallt von den Ruinen um den Hauptmarkt wieder und begrüßt die Helden, wenn der so genannte Plärrer vom Glocketurm der St. Sebalder –Kirche endlich verkündet: Sie kommen, sie kommen!!!!


Das Rechtssystem

- BAM -

 

„Nächster?“

„Bernhard Kneissler, Bürger. Alter Strafpunktestand lag bei 8 wegen Raub, Betrug und Erregung öffentlichen Ärgernisses. Er erhält weitere 10 Punkte wegen Hochverrat. Gesamtstrafpunkte summieren sich auf 18, das heißt Entzug der VAG-Karte und Ausweisung aus der Stadt für 9 Jahre.“

„Hochverrat? Das heißt ja wohl vor allem Tunnel und U1. Hier ist sein Ticket - Endstation Tumor, würd ich sagen. Wenn er die Gleise langläuft, kann er sich ja noch mal ausgiebig Gedanken über sein vertanes Dasein machen. Ausweisung aus der Stadt für 9 Jahre, dass ich nicht lache – den sehn wir nie wieder.“

 

- BAM -

 

„Nächster ?“

„Nora Romeo, Bürgerin. Alter Strafpunktestand lag bei 5 wegen Krankheit und Diebstahl...“

„Krankheit?“

„Erblich bedingte Herzklappen-Insuffizienz und Sterilität.“

„Bisschen paradox, ihr dafür zwei mal Punkte einzutragen, oder?“

„Sie erhält weitere 6 Punkte wegen Handel und Besitz von Zydrate. Gesamtstrafpunkte summieren sich auf 11, das heißt Entzug der VAG-Karte und Ausweisung aus der Stadt für 2 Jahre.“

„Hm, eventuell könnt sie´s schaffen, Mutter Noris noch mal wieder zu sehen. Ihre VAG Karte kommt in die Ablage.“

 

- BAM -

„Nächster?“

....


Drogen in der Noris

Sajdla (=“Bier“)

Kann sich der Franke ein postapokalyptisches Leben vorstellen, ohne „Ey, nuch a Sejdla“ brüllen zu können? Nein!

Weitab vom goldenen Zeitalter des bairischen Reinheitsgebotes braut man das Noris-Sajdla aus dem Sickerwasser aus den Felsenkellern, stärkehaltigen Getreide- und/oder Gemüseresten (meist Reis, Wildgerste, Kartoffeln, Mais oder Bohnen) und allen unmöglichen Kräutern, Früchten und Gewürzen (niemals jedoch Hopfen!!!). 

Warum man dieses Brackwasser trinken sollte?

-es ist billiger als Trinkwasser

-es schmeckt besser als wirkliches Brackwasser

-es begünstigt realitätsferne Geisteszustände 

Sajdla (von Brajssn auch als Plörre bezeichnet) werden überall und privat gebraut – feste Sajdlamarken gibt es nicht, da sich die Zusammensetzung ohnehin ständig ändert.


Schdhambala/Blindmacher

Werden im Gegensatz zum Sajdla gebrannt und nicht gebraut und haben daher mehr Umdrehungen und mehr Zutaten, über die man nichts wissen möchte (z.B. Psychoaktive Pflanzen, phosphoreszierende Pilze, Rindergalle, Schwarzpulver, Krakentinte, Affenblut, ein menschlicher Schädel, ein Huhn,...). – und JA! es sind schon Leute blind geworden! Manche hatten aber auch Pech.


Snus

Gewünschte Inhalts- und Trägerstoffe (der Phantasie sei freier Lauf gelassen) werden zu groben Pulver zerstoßen und mit Glaswolle oder -staub vermengt. Die Mischung näht man in Daumennagelgroße Stoffbeutelchen ein und klemmt sie unter die Oberlippe. Fertig.


BumBum

„A Näsla is wos fürn Ådl“ der gemeine Franke mag es dreckig und wenn, dann „gschaid“. Eine Elle weißes Puder (wahlweise Mehl, Traubenzucker, Backpulver, korrodierte Batteriesäure und/oder Rattengift) in einer Line auf den Tisch, dann -just in Case und für die Farben - eine Priese Schießpulver frisch aus der aufgebissenen Patrone drüber und „neigrotzt ins Gsicht“. Autodestruktive Paranoia, nichteuklidische Hallus (wer Escher und Giger mag, wird begeistert sein) und Schuppenflechten sind erwünschte Nebenerscheinungen.


Seidred (Zydrate, „Z“)

Der RollsRoyce in der Galaxie der multicolorierten Uppers, Downers, Screamers, Laughers,... .Zydrate kann entweder als sauberes Synthetikum und für zu viele Chids  in Langen erworben werden oder in seiner dreckigen organischen Urform für verflucht viele Chids beim Vitamin-B-Dealer vor der Stadtmauer, den jemand kennt, der weiß, dass es jemanden gibt, der einen Bruder hat, der gehört hat....

Der Weg zum Zydrate ist schwer, der Weg weg vom Zydrate nahezu unmöglich. Es wirkt wie ein zu starkes Opiat: Auch wenn Personen „auf Zydrate“ totenähnlich scheinen, beschreiben sie ihren Zustand als orgiastisches Glücksgefühl („Der beste Sex meines Lebens“, „Nirwana“, „Pokalsieger 2007“,...). 

Zydrate macht sofort psychisch abhängig, die Rate der Beschaffungskriminalität ist entsprechend hoch. Auf Besitz und Handel  mit Zydrate stehen 6 Strafpunkte.