Baron Stahlbrück, Herr der Core Burg

Rabenvater müsst man sein...

 

Man sagt, er habe das Ende der Welt noch live miterlebt, war damals angeblich sogar an der Rettung dessen, was heute erhalten ist, beteiligt. Vielleicht hat er auch persönlich den roten Knopf gedrückt und die Welt zum Teufel gejagt. So genau will und kann das keiner mehr wissen, die akute Gegenwart birgt schon genug Baustellen und Gründe zur Sorge. Baron Stahlbrück, Rabenvater des berüchtigten Windsbacher Raben-Korps, ist der unangefochtene Herr über die Core-Burg. So wird es jedem Kind von seinem Vater erzählt. Dieser hat das von seinem Vater gelernt und auch jener wieder von seinem eigenen Vater. Kurzum, Stahlbrück soll locker 150 Jahre alt sein, sich bester Gesundheit erfreuen und nach wie vor alle Fäden in der Hand halten. In den Kaschemmen munkelt man, er sei inzwischen mehr Maschine als Mensch, habe sich mit den finsteren Mächten der Totems der Verlorenen eingelassen oder seinen Geist in die Denkmaschinen des Urvolks eingespeist. Vielleicht liegt es auch nur an der Höhenluft und ausgewogener Ernährung? Letztendlich verstummen alle Gespräche in der Regel spätestens dann, wenn die Raben ihre schwarzen Schnäbel zur Türe hineinstecken.

 

Wo sich jedoch alle Coreburger-Saufnasen einig sind: Der Rabenvater der Stadt ist wahrscheinlich einer der reichsten Männer des südlichen Ödlandes, zumindest bis zu den großen Bergen im Süden.

 

Wer den Raben in der Ehrenburg beweisen kann, dass er sich die Dienste des Barons leisten kann, darf sich im hauseigenen Caddywagen den Berg hochfahren lassen um schließlich dem Rabenvater selbst vorstellig zu werden. Also, man trifft ihn da angeblich nicht wirklich, nur per Bildschirm oder Spiegelraum. Vielleicht kommt auch nur eine kratzige Stimme aus einem Lautsprecher unter einem schimmeligen Gemälde. Aber wenn man so weit gekommen ist, lässt man sich von sowas auch nicht abschrecken.

 

Im Schnitt wollen alle dasselbe: irgendwas aus Stahl, Ener-Gee, ein fahrbarer Untersatz oder die Reparatur eines urvölkischen Apparates. Auf diese Sparten ist die Core-Burg spezialisiert und das technische Wissen dort ist für den ödländischen Standard geradezu als legendär einzustufen. Die sogenannte Denkfabrik in der Burg, die eher einem Denk-Lager gleicht, ist ein Auffangbecken für alte Mitglieder der Vault Administration, Abkömmlinge von Bunkerbewohnern und, naja, seien wir ehrlich: Allem, was einen Bunkeranzug trägt und einen Schraubenschlüssel halten kann. Seit gut einem Jahrzehnt jagen bzw. laden die Schergen des Barons die Jungs in blau-gelb ein, sich statt dem gefährlichen Überleben im Ödland doch lieber dem sicheren Leben hinter Festungsmauern zu widmen. Diese Einladungen erfolgen in der Regel mit viel Nachdruck, aber beschwert hat sich auch noch keiner. Also offiziell. Die Jungs und Mädels vom Web haben inzwischen eine eigene Ecke in der Burg, interviewen so oft der Baron sie lässt die Bunkerlinge und sammeln, verbreiten und archivieren Informationen, Briefe, Wetterberichte und Ödland-Tratsch. „Knoten Coreburg“ nennen sie sich und beweisen geradezu beispielhaft, wie gut dem Rabenkorps und dem Web eine Fusion tun würde. Ob das dem Baron auch gefällt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

 

Wie muss man sich das vorstellen? Jemand hätte gerne eine Nahkampfwaffe, aber sie muss unbedingt in Flammen stehen, schließlich will man sich damit einen Stamm vom alten Rat unterjochen. Dieser Auftrag geht an die Denkfabrik, die nach einer sofort zu entrichtenden Vorauszahlung, nach ein paar Wochen Entwicklungszeit mit einem fertigen Plan zur Montage geht. Dort wird dieses Unding schließlich in die Realität geschweißt, gehämmert und gepfriemelt. Der Kunde legt zum Abschluss noch seinen „Danke, liebe Handelsgilde“ Obolus auf den Tisch und darf glücklich nach Hause gehen. Der Nächste bitte!


Das Rad-Hole - Eine Handreichung

Das zu beschreiben wird jetzt schwer, ohne dass entweder die VAG oder das Raben Korps mir anschließend im Nacken sitzen. Core-Burg braucht die Noris ungefähr so sehr im Süden, wie die Noris die Core-Burg im Norden braucht. Ja, so kann man das vielleicht stehen lassen. Hoffe ich.

 

Und doch strebt man sich entgegen, sieht sich jeweils als den großen Gönner an, der sich erbarmt mit seinem Know-how, seinen Ressourcen und seiner Kampfkraft der anderen Siedlung gnädig die Hand reicht. Zur Partnerschaft, nicht zur Freundschaft! Jeder Treck aus der Noris, der z.B. Angel Falls ansteuert, kommt an der Core-Burg vorbei und wäre töricht, dort nicht auch Halt zu machen. Jeder Core-Bürger, der irgendwann mal was werden will, hat die kleine Welt des Burgrings verlassen und in der Noris ein Handwerk unter den strengen Augen der VAG und des Neokarolinger Kaisers Hubertus verbracht. Eigentlich stellt man sich das doch recht spannend vor, wenn zwei Giganten wie der Kaiser der Noris und Baron Stahlbrück sich an einen Tisch setzen, um über eine Megaplex-Region zu beraten, in Wahrheit gleicht dieses Treffen eher dem knurrenden Tanz zweiter Hunde um einen abgenagten Knochen: Keiner will sich dem anderen unterordnen und gleichberechtigt ist man sowieso nicht, weil jeder sich eindeutig als oberstes Zugtier der Gemeinschaft sieht. Eine so innige Städtepartnerschaft wie einst die Noris mit Paradise City pflegte bleibt bis dato ein feuchter Traum.

 

Aber es gibt einen Pilot-Versuch, zumindest die Bevölkerung und Mechanismen der beiden Städte im direkten Aufeinanderprallen zu beobachten und schon mal aneinander zu gewöhnen: Das Rad-Hole.

Man kann wohl getrost sagen, dass zwischen Noris und Core-Burg diese Handelsposten-Kneipe-Disco-Lazarett-Werkstatt-Unterkunft-Wachstube auf jeden Fall einen Besuch wert ist. Alkoholika und trinkbares Wasser, laute Musik, bunte Lichter, ein Platz zum Schlafen, Saalschutz durch Söldner und die perfekte Lage am Rand der Ländereien des Barons mit Blick auf die alten Straßen Richtung Süden: das alles wirkt schon recht einladend!

 

Hier bewerfen sich Noris und Core-Burg mit dem Besten, was sie zu bieten haben und entbehren können und versuchen Reisende und Einwohner der jeweiligen Parteien vom rostigen Glanz und natürlich der Überlegenheit der eigenen Siedlung zu überzeugen. Entsprechend viel lässt man den Leuten hier manchmal durchgehen, sowohl von Seiten der VAG, als auch von Seiten des Raben Korps, man will schließlich nicht als Spießer vor dem anderen dastehen.

 

 

Wer sich auf den Weg in die rauchende und hämmernde Core-Burg machen möchte, und sei es nur für einen Ausflug in den Burgring, dessen Weg wird, sofern man sich an die urvölkischen Straßen hält, am Rad-Hole vorbeiführen.